Nataliya Yarmolenko -
Unsere neue Vorständin stellt sich vor
Seit dem 19. Mai 2025 ist Nataliya Yarmolenko neue Vorständin der WeltPartner eG – an der Seite von Rainer Ziesel, der weiterhin dem Vorstandsteam angehört. Gemeinsam bilden sie das neue Führungsduo, das für Kontinuität und neue Impulse gleichermaßen steht. Im Interview spricht Nataliya über ihren beruflichen Weg, warum sie sich für den Fairen Handel entschieden hat, was gute Führung für sie bedeutet – und was sie mit uns vorhat.


Willkommen bei WeltPartner, Nataliya! Wie fühlt es sich an, Teil dieser Genossenschaft zu sein?
Es fühlt sich an wie ein Nach-Hause-Kommen. Die Werte, für die WeltPartner steht – Gerechtigkeit, Solidarität, Würde – sprechen mir aus dem Herzen. Ich spüre, dass hier nicht nur Produkte gehandelt, sondern Beziehungen gepflegt werden – zu den Produzent*innen, den Kund*innen und untereinander. Teil dieser Gemeinschaft zu sein, ist für mich ein großes Geschenk und eine Verantwortung zugleich.
Du kommst aus der Welt der Medizin und hast viele Jahre im Naturkosmetikbereich gearbeitet. Was motiviert Dich, jetzt in den Fairen Handel zu wechseln?
In all meinen beruflichen Stationen ging es mir immer um eines: darum, gesunde Impulse zu setzen – für Menschen, Organisationen und unsere Welt. Der Faire Handel ist für mich eine Form wirtschaftlicher Gesundung: Er gibt benachteiligten Produzent*innen eine Stimme und eine faire Chance. Gleichzeitig schenkt er Konsument*innen die Möglichkeit, bewusste Entscheidungen zu treffen und zur Gesundung globaler Strukturen beizutragen. Ich sehe darin eine zutiefst sinnvolle Aufgabe.
Du warst über 21 Jahre bei Weleda, zuletzt in der Geschäftsführung. Was nimmst Du aus dieser Zeit mit – und was davon passt zu WeltPartner?
Weleda hat mich geprägt – als Mensch, als Führungskraft, als Visionärin. Ich habe gelernt, wie man ein wertebasiertes Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich und gleichzeitig menschenzentriert führt. Diese Verbindung von Idealismus und Pragmatismus, von Haltung und Handlung, möchte ich auch bei WeltPartner stärken. Besonders wichtig ist mir, das Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen – strategisch, wirtschaftlich und kulturell.
Du beginnst Deine Tätigkeit quasi zum Start unseres neuen Geschäftsjahres im Juli. Was steht jetzt direkt an – und was sind Deine mittel- & langfristigen Ziele?
Kurzfristig geht es für mich darum, zuzuhören, zu verstehen und gemeinsam mit dem Team Orientierung für das neue Geschäftsjahr zu schaffen. Ich sehe das kommende Jahr als ein Brückenjahr in die Zukunft: Es gilt, unsere Basis zu sichern, den Umsatz zu stabilisieren und gleichzeitig neue Impulse für die Weiterentwicklung zu setzen.
Mittel- und langfristig möchten wir unsere Reichweite gezielt ausbauen – insbesondere im Biofachhandel und im Onlinebereich – und unsere Marke klarer positionieren. Ein wichtiger Schwerpunkt wird dabei die Professionalisierung unserer Marktbearbeitung sein: mit klaren Prioritäten, passgenauen Angeboten und stärkerer Kundenorientierung.
Gleichzeitig wollen wir unsere Genossenschaft als lebendige Gemeinschaft mit starker Identität weiterentwickeln – und so einen mutigen Beitrag zu einer gerechteren Weltwirtschaft leisten.
Viele Weltläden haben Dich bei den Fachtagen Ende Juni bereits persönlich erlebt. Welche Rolle spielen die Weltläden für Dich als neue Vorständin?
Die Weltläden sind das Herz des Fairen Handels in Deutschland. Sie tragen die Geschichten, die Haltung und die Produkte in die Gesellschaft. Ich empfinde große Wertschätzung für das Engagement, die Kompetenz und die Treue dieser Partner*innen. Gleichzeitig sehe ich die Notwendigkeit, sie in ihrem Wandel zu unterstützen – etwa mit professionellen Materialien, starker Kommunikation und zeitgemäßer Sortimentsentwicklung.
Die Welt ist geprägt von Krieg, Krisen, Inflation – Menschen kaufen bewusster, aber auch zurückhaltender ein. Warum ist gerade jetzt der Faire Handel so wichtig?
Weil er Antworten gibt auf die drängenden Fragen unserer Zeit: Wie können wir wirtschaften, ohne auszubeuten? Wie bleiben wir verbunden –über Kontinente hinweg – in einer zerrissenen Welt? Der Faire Handel zeigt: Es gibt Alternativen. Und gerade in Zeiten der Verunsicherung brauchen Menschen diese Orientierung und das Gefühl, durch ihren Konsum etwas Positives bewirken zu können.
Worauf kommt es Deiner Meinung nach an, um als Unternehmen in Zeiten großer Transformationen erfolgreich zu sein?
Es braucht Klarheit im Inneren und Offenheit nach außen. Unternehmen müssen wissen, wofür sie stehen – und gleichzeitig bereit sein, sich immer wieder neu zu erfinden. Das erfordert mutige Führung, echte Beteiligung und die Fähigkeit, mit Komplexität umzugehen. Für mich heißt das auch: zuhören, vertrauen, Räume für Entwicklung schaffen – und Entscheidungen mit Herz und Verstand treffen.
Was bedeutet es für Dich, eine Genossenschaft zu führen – im Unterschied zu anderen Unternehmensformen?
Eine Genossenschaft ist mehr als ein Geschäftsmodell – sie ist ein Gesellschaftsmodell. Hier geht es nicht um Maximierung, sondern um Balance: zwischen Wirtschaftlichkeit, Solidarität und Mitbestimmung. Das passt sehr gut zu meinem Führungsverständnis: gemeinsam gestalten, transparent kommunizieren, Verantwortung teilen. Ich freue mich darauf, diese Form des Wirtschaftens weiterzuentwickeln.
Gibt es ein Produkt oder eine Partnerschaft von WeltPartner, das/die dir bereits jetzt besonders am Herzen liegt?
Ja – unser Mango-Sortiment in Zusammenarbeit mit dem Preda-Projekt auf den Philippinen liegt mir besonders am Herzen. Als Kinderärztin berührt mich die Verbindung von fairer Landwirtschaft und dem Schutz von Kindern in schwierigen Lebenssituationen zutiefst. Hier zeigt sich exemplarisch, wie wirtschaftliches Handeln mit sozialem Engagement verknüpft werden kann. Und ganz nebenbei: Ich liebe Mangos – umso schöner, wenn sie so viel Gutes bewirken.
Zum Schluss: Was möchtest Du den Menschen sagen, die WeltPartner seit Jahren begleiten – oder gerade erst entdecken?
Ich danke Euch für Eure Treue, Eure Neugier, Eure Haltung. WeltPartner ist stark, weil so viele Menschen mit Herz und Überzeugung dahinterstehen. Ich lade alle ein, diesen Weg weiter mit uns zu gehen – offen für Neues, verbunden im Gemeinsamen. Fairer Handel braucht Euch. Und ich freue mich auf das, was wir gemeinsam noch bewirken können.